Neu-Mara – das Epilepsie-Zentrum entsteht

Anfang der 1960er Jahre war der Bau einer neuen Epilepsieklinik unumgänglich geworden. Das Haus Neu-Mara, das 1962 eröffnet wurde, war nach den seinerzeit modernsten medizinischen Standards eingerichtet. Die Leitung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel hatte diesen Schritt nicht ohne Bedenken getan. Friedrich v. Bodelschwingh III schrieb: „Wir wollen unter keinen Umständen das kostbare Gut der Ganzheit preisgeben, das uns überkommen ist. Uns schwebt darum als neue Klinik das Gegenteil dessen vor, was uns als durchrationalisierte ‚Gesundheitsfabrik’ jetzt vielerorts so erschreckend, besonders in neuester Zeit und in ahnungsloser Selbstüberheblichkeit entgegentritt.“ Es solle, so der Leiter der v. Bodelschwinghschen Stiftungen weiter, „jene unheilvolle Spaltung […] in aktuelle und hoffnungsvolle ‚klinische Fälle’ und in die Kaste der Unheilbaren und Abgeschriebenen“ vermieden werden, ebenso „die andere Spaltung […], wo hier die Krankheit, dort der Mensch steht.“

Diese Befürchtungen haben sich als unbegründet erwiesen. Es ist geradezu zum leitenden Prinzip des Epilepsie-Zentrums Bethel geworden, den ganzen Menschen in seinem sozialen Umfeld, nicht nur die Erkrankung an sich, in den Blick zu nehmen. Gleichwohl ist die Medizin in den letzten Jahrzehnten endgültig in den Mittelpunkt der Arbeit an Menschen mit Epilepsie gerückt.

Diagnose und Therapie heute

Bis heute ist Bethel in der internationalen Epilepsieforschung führend. Schon frühzeitig wurde im Biochemischen Labor Maras die Wirkung der neuen Antiepileptika gemessen. Mara gehörte zu den ersten Krankenhäusern, in denen Krampfanfälle auf Videofilm dokumentiert wurden. Mittlerweile werden beim Video-Elektroencephalogramm die Kurve des Elektroencephalogramms und das Videobild des Patienten auf dem Bildschirm nebeneinander gestellt, um Art und Häufigkeit der Anfälle zu bestimmen. Überhaupt haben sich die bildgebenden Verfahren in den letzten Jahrzehnten rapide fortentwickelt – die genauesten Bilder des Hirngewebes liefert derzeit die Kernspintomographie, ein Messverfahren, das die magnetischen Eigenschaften der Moleküle nutzt. Medikamente ermöglichen heute etwa achtzig Prozent aller Epilepsiekranken ein Leben ohne Anfälle. Seit 1989 werden in Bethel auch epilepsiechirurgische Operationen zur Entfernung von Epilepsieherden im Gehirn durchgeführt. In diesem Bereich ist das Epilepsie-Zentrum Bethel europaweit führend.

Das Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg

Zu den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gehört auch das Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg, das – ebenso wie das Epilepsie-Zentrum Bethel – zu den wenigen Einrichtungen in Deutschland gehört, die von der Diagnose bis zur Therapie alle Möglichkeiten der Behandlung von Epilepsien anbieten. Zum Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg gehören die Epilepsieklinik Tabor in Bernau bei Berlin, das derzeit modernste Behandlungszentrum für anfallskranke Menschen in den neuen Bundesländern, ferner die Epileptologie im Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Berlin und das Institut zur Diagnostik der Epilepsien.

Karte

Neu-Mara
Neu-Mara

Neu-Mara, 1965
Neu-Mara, 1965

Mara heute
Mara heute

Elektroencephalographie
Elektroencephalographie

Krampfanfall im Electroencephalogramm
Krampfanfall im Electroencephalogramm

Messung der Gehirnströme mittels EEG (Elektroencephalographie)
Messung der Gehirnströme mittels EEG (Elektroencephalographie)

Epilepsieklinik Tabor in Bernau bei Berlin
Epilepsieklinik Tabor in Bernau bei Berlin