Dankort – Verschmelzung von Volksmission und Völkermission

Der Dankort war und ist der Träger der Öffentlichkeitsarbeit der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Er wurde 1903 gegründet und lag ursprünglich an zentraler Stelle hinter der Bethelpforte. 1913 wurde die Verwaltungs- und Werbearbeit des Dankort mit der der Bethel-Mission vereinigt – bis 1959 wurde der Dankort von Bethel-Missionaren geleitet. Völkermission und Volksmission gingen eine enge Verbindung ein. Exemplarisch wird diese Verbindung von Walther Trittelvitz verkörpert, der von 1898 bis 1939 Inspektor der Bethel-Mission war und ihr bis zu seinem Tod im Jahre 1958 eng verbunden blieb. Durch seine umfangreiche publizistische Tätigkeit förderte Trittelvitz die Missionsarbeit wie kaum ein zweiter. 1922, als sich die wirtschaftliche Lage der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel dramatisch verschlechterte, unternahm er eine erfolgreiche Werbereise durch die USA.

Zwischen den Weltkriegen

Der Erste Weltkrieg unterbrach die Arbeit der EMDOA. Die Missionsstationen wurden im Laufe des Jahres 1916 von Belgiern, Briten und Südafrikanern besetzt, die meisten Missionare mit ihren Familien ausgewiesen. Kurz vor der Deportation aller noch verbliebenen Missionare fand die Ordination von sieben afrikanischen Helfern zu Pastoren statt – dies war, zumindest in den Missionsgebieten Usambara und Bukoba, der Beginn einer „Indigenisierung“ des Christentums. Die Bethel-Mission – wie sie seit 1920 offiziell hieß – konzentrierte sich zunächst auf die „Heimatarbeit“. Zeitweilig wurde die Bethel-Mission auch auf der Insel Java tätig. Seit Mitte der 1920er Jahre arbeiteten Bethel-Missionare dann wieder in Usambara, Buhaya und Bukoba.

Die Bethel-Mission im Nationalsozialismus

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten fand in der Bethel-Mission ein verhalten positives Echo. Missionsinspektor Curt Ronicke gab die Devise aus: „weniger reden und kritisieren, dafür umso tapferer arbeiten, schweigen und beten“. Dennoch bedrohten Sammelverbot und Devisenbewirtschaftung schon bald die Existenz der Bethel-Mission. In Usambara und Bukoba wurde Druck auf die Missionare ausgeübt, den dortigen Ortsgruppen der NSDAP beizutreten. Die deutsche Schule in Luandai geriet wegen zu lax gehandhabter „Rassentrennung“ in die Kritik.

Die Bethel-Missionare stellten zwar den Rassengedanken nicht grundsätzlich in Frage, wandten sich aber gegen jede Form des weißen Herrenmenschentums: „Die große Schuld der weißen Rasse gegenüber den farbigen Rassen stellt aber auch den Missionar als Glied der weißen Rasse mit hinein in einen Schuldzusammenhang, der gebieterisch Sühne heischt“.

Im Zweiten Weltkrieg kam die Arbeit der Bethel-Mission wiederum weitgehend zum Erliegen

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Ökumenischen Kontakten war es zu verdanken, dass die Bethel-Mission nach 1945 ihre Arbeit wieder aufnehmen konnte. Bethel-Missionare, die im Krieg interniert worden waren, arbeiteten für andere Missionsgesellschaften in Süd- und  Südwestafrika. Ab 1950 wurden wieder Missionare nach Ostafrika ausgesandt, die unter der Leitung amerikanischer oder skandinavischer Gesellschaften auf den angestammten Missionsfeldern tätig wurden. In dem Maße, wie sich die afrikanischen Kirchen verselbständigten, wandelte sich die Rolle der Missionare – ein Prozess, der nicht immer konfliktfrei verlief.

Seit den 1890er Jahren war immer wieder über eine Vereinigung der Bethel-Mission mit der Rheinischen Mission in Barmen verhandelt worden. 1970/71 war es soweit: Die beiden Gesellschaften schlossen sich zur Vereinigten Evangelischen Mission (VEM) mit Sitz in Wuppertal zusammen.

Karte

Standort "Dankort" im Jahre 1903
Standort "Dankort" im Jahre 1903

"Dankort" heutiger Standort
"Dankort" heutiger Standort

Missionsinspektor Walther Trittelvitz.
Missionsinspektor Walther Trittelvitz.

Der alte Dankort hinter dem Pförtnerhäuschen.
Der alte Dankort hinter dem Pförtnerhäuschen.

Der Dankort heute an seinem neuen Standort am Quellenhofweg.
Der Dankort heute an seinem neuen Standort am Quellenhofweg.

Das Motorboot „Bodelschwingh“ der Bethel-Mission, „seiner Majestät kleinstes Kriegsschiff, das zu Beginn des Ersten Weltkriegs die deutsche Herrschaft auf dem Kivusee sicherte. Angesichts der drohenden Niederlage wurde es 1916 von der deutschen Schutztruppe versenkt.
Das Motorboot „Bodelschwingh“ der Bethel-Mission, „seiner Majestät kleinstes Kriegsschiff, das zu Beginn des Ersten Weltkriegs die deutsche Herrschaft auf dem Kivusee sicherte. Angesichts der drohenden Niederlage wurde es 1916 von der deutschen Schutztruppe versenkt.

Pastor Andrea Kajereo. 1906 getauft, übernahm er die missionarische Arbeit in Bukoba. 1929 wurde er von Ernst Johanssen ordiniert.
Pastor Andrea Kajereo. 1906 getauft, übernahm er die missionarische Arbeit in Bukoba. 1929 wurde er von Ernst Johanssen ordiniert.

Das Hospital der Bethel-Mission in Kamachumu, Bukoba, mit dem Bugonsi-Wasserfall.
Das Hospital der Bethel-Mission in Kamachumu, Bukoba, mit dem Bugonsi-Wasserfall.

Missionsinspektor Curt Ronicke.
Missionsinspektor Curt Ronicke.

Der Lehrer Richard Mutambei aus Buhaya zu Besuch im Betheler Missionshaus.
Der Lehrer Richard Mutambei aus Buhaya zu Besuch im Betheler Missionshaus.

Teilnehmer eines Round Table-Gesprächs zum Thema Diakonie, veranstaltet von der Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Teilnehmer eines Round Table-Gesprächs zum Thema Diakonie, veranstaltet von der Evangelisch-Lutherischen Kirche.

AIDS-Waisenkinder in dem von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania getragenen Huyawa-Projekt, Bukoba.
AIDS-Waisenkinder in dem von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania getragenen Huyawa-Projekt, Bukoba.

In den Usambarabergen.
In den Usambarabergen.